KI-Governance: Chancen nutzen, Risiken minimieren

KI-Governance: Chancen nutzen, Risiken minimieren
17.7.2025
Artikelübersicht

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Geschäftsprozesse bietet Unternehmen enorme Chancen. Mit dem Einsatz von KI-Systemen können Arbeitsabläufe optimiert, Produkte und Dienstleistungen innovativer gestaltet und Entscheidungen effizienter getroffen werden. Doch während KI enorme Potenziale freisetzt, bringt ihre Nutzung auch eine Vielzahl von rechtlichen, ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen mit sich. Unternehmen, die KI einsetzen oder entwickeln, müssen sicherstellen, dass sie nicht nur technologische Innovationen vorantreiben, sondern auch rechtliche und ethische Standards einhalten.

Im Februar 2025 trat die EU-KI-Verordnung (AI Act) in Kraft, die Unternehmen verpflichtet, spezifische Anforderungen zu erfüllen, um einen verantwortungsvollen Einsatz von KI-Systemen zu gewährleisten. Ziel dieser Verordnung ist es, die Nutzung von KI-Technologien sicher und transparent zu gestalten und Risiken, die mit der Nutzung von KI verbunden sind, zu minimieren. Die Verordnung folgt einem risikobasierten Ansatz und definiert klare Pflichten für Unternehmen, die KI-Systeme einsetzen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre KI-Governance – die Struktur, Prozesse und Regeln, die den sicheren Umgang mit KI regeln – anpassen und gegebenenfalls umfassend weiterentwickeln müssen.

Verpflichtungen aus der EU-KI-Verordnung:

Die EU-KI-Verordnung ist eine der ersten umfassenden Regulierungen weltweit, die den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen genauestens definiert und regelt. Die Verordnung klassifiziert KI-Systeme je nach ihrem Gefährdungspotenzial in verschiedene Risikokategorien, was unterschiedliche Anforderungen für Unternehmen mit sich bringt. Insbesondere für Hochrisiko-KI-Systeme, wie sie etwa in der Medizin, dem Finanzwesen oder der Strafverfolgung eingesetzt werden, gibt es strenge Vorgaben, die den Betrieb und die Überwachung dieser Systeme betreffen.

Einige zentrale Anforderungen der EU-KI-Verordnung umfassen:

  • Risikomanagement: Unternehmen müssen ein System zur Identifizierung und Minderung potenzieller Risiken im Zusammenhang mit der Nutzung von KI-Systemen implementieren. Hierbei wird der Fokus auf die Minimierung von Risiken gelegt, die für die Nutzer:innen oder die Gesellschaft insgesamt von Bedeutung sind.
  • Transparenz: Nutzer:innen müssen in der Lage sein zu erkennen, dass sie mit einem KI-System interagieren. Dies bedeutet unter anderem, dass KI-generierte Inhalte gekennzeichnet werden müssen, damit klar ist, welche Informationen von einer Maschine und nicht von einem Menschen erzeugt wurden.
  • Datenschutz: KI-Systeme müssen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen, was sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen erfordert, um die Privatsphäre der Nutzer:innen zu schützen. Hierzu gehören etwa Verfahren zur sicheren Speicherung und Verarbeitung von Daten sowie die Gewährleistung von Rechte auf Auskunft und Löschung von personenbezogenen Daten.
  • Dokumentation: Unternehmen müssen detaillierte technische Unterlagen und Protokolle führen, die die Entscheidungen und Handlungen eines KI-Systems nachvollziehbar machen. Diese Dokumentation dient nicht nur der Transparenz, sondern auch der Rechenschaftspflicht im Falle von Problemen oder rechtlichen Streitigkeiten.

Aufbau von KI-Kompetenz im Unternehmen:

Ein zentraler Aspekt der EU-KI-Verordnung ist die Sicherstellung einer ausreichenden KI-Kompetenz innerhalb des Unternehmens. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden das notwendige Wissen besitzen, um die Funktionsweise von KI-Systemen zu verstehen und die damit verbundenen rechtlichen sowie ethischen Anforderungen zu erfüllen. Dies betrifft nicht nur die Entwickler:innen von KI-Systemen, sondern auch Führungskräfte und Mitarbeitende aus Bereichen wie Datenschutz, Recht und Compliance.

Die KI-Kompetenz lässt sich in drei Bereiche unterteilen:

  1. Technisches Verständnis: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden ein fundiertes Wissen über die Funktionsweise von KI-Systemen und deren Entwicklung besitzen. Dies umfasst nicht nur die Kenntnisse über Algorithmen und Modelle, sondern auch die Fähigkeit, die Auswirkungen dieser Technologien zu erkennen.
  2. Rechtliche und ethische Aspekte: Mitarbeitende müssen sich der rechtlichen Rahmenbedingungen und der ethischen Herausforderungen bewusst sein, die mit dem Einsatz von KI-Systemen verbunden sind. Hierzu gehören etwa Fragen zur Haftung im Falle von Fehlern eines KI-Systems oder zur ethischen Vertretbarkeit von KI-Entscheidungen, die möglicherweise Diskriminierungen oder Ungleichbehandlungen zur Folge haben können.
  3. Risikobewusstsein: Mitarbeitende sollten in der Lage sein, Risiken zu erkennen und zu bewerten, die im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI auftreten können. Dazu gehört sowohl die Erkennung potenzieller Datenschutzverletzungen als auch die Einschätzung der gesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Systemen.

Ein maßgeschneidertes Schulungsprogramm kann helfen, diese Kompetenzen zu entwickeln und sicherzustellen, dass alle relevanten Bereiche im Unternehmen auf den sicheren und rechtlichen Einsatz von KI vorbereitet sind.

Strategien zur erfolgreichen Umsetzung von KI-Governance:

Die KI-Governance stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre KI-Anwendungen systematisch und transparent zu organisieren, um den Anforderungen der EU-KI-Verordnung gerecht zu werden. Ein solches Governance-Projekt sollte in mehreren Schritten erfolgen:

  1. Evaluierung bestehender und geplanter KI-Anwendungen: Der erste Schritt besteht darin, alle bestehenden und geplanten KI-Systeme zu identifizieren und zu bewerten. Dabei ist es wichtig, sowohl die technischen Funktionsweisen der Systeme als auch deren rechtliche Rahmenbedingungen zu überprüfen.
  2. Risikoklassifizierung: Auf Grundlage der EU-KI-Verordnung sollten die KI-Systeme in verschiedene Risikoklassen eingeteilt werden. Diese Klassifizierung ermöglicht es, die notwendigen Maßnahmen zur Risikominderung gezielt zu priorisieren, insbesondere bei Hochrisiko-KI-Systemen.
  3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit stärken: KI-Governance erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen wie IT, Recht, Datenschutz und Compliance. Ein interdisziplinäres Gremium, das regelmäßig zusammenarbeitet, kann den sicheren und rechtlichen Einsatz von KI im Unternehmen gewährleisten.
  4. Entwicklung von internen Richtlinien: Unternehmen sollten klare und verbindliche Richtlinien für den Einsatz von KI-Systemen entwickeln. Diese sollten ethische Standards, Datenschutzvorgaben und Anforderungen zur Transparenz umfassen. Besonders wichtig ist die Definition der Verantwortlichkeiten im Umgang mit KI-Systemen, um Missverständnisse und Risiken zu vermeiden.
  5. Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden: Unternehmen sollten individuelle Schulungsprogramme entwickeln, die Mitarbeitende auf allen Ebenen auf den sicheren Umgang mit KI vorbereiten. Führungskräfte benötigen tiefgehende Kenntnisse zu den strategischen und rechtlichen Aspekten des KI-Einsatzes,     während operativ tätige Mitarbeitende in die sicheren Anwendungstechniken und die Handhabung von KI-Tools geschult werden sollten.
  6. Implementierung von Kontrollsystemen: Eine kontinuierliche Überwachung der eingesetzten KI-Systeme ist unerlässlich. Hierzu gehören regelmäßige Audits, die Überprüfung der Algorithmen auf Fairness und die Möglichkeit, bei fehlerhaften Entscheidungen durch das KI-System eingreifen zu können.
  7. Technologiepartnerschaften: Unternehmen können von externen Technologiepartnern profitieren, die über spezielles Know-how und Erfahrung im Bereich der KI-Sicherheit und -Überwachung verfügen. Dies kann besonders bei komplexen oder hochspezialisierten KI-Systemen sinnvoll sein.
  8. Kontinuierliche Anpassung an regulatorische Entwicklungen: Da der rechtliche Rahmen für KI-Technologien einem ständigen Wandel unterliegt, müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Governance-Modelle regelmäßig an neue gesetzliche Anforderungen angepasst werden.

Fazit

Die effektive Implementierung einer KI-Governance ist von entscheidender Bedeutung, um die Potenziale von Künstlicher Intelligenz voll auszuschöpfen und gleichzeitig die damit verbundenen rechtlichen, ethischen und gesellschaftlichen Risiken zu minimieren. Mit der EU-KI-Verordnung stellt die EU Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig die Möglichkeit, durch eine strukturierte und transparente Nutzung von KI-Technologien nicht nur den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, sondern auch die Innovationsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern. Unternehmen, die KI effektiv und verantwortungsbewusst implementieren, können nicht nur ihre Marktposition stärken, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu einer ethischen und sicheren Nutzung von KI in der Gesellschaft leisten.

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